Mit dem Fahrrad von Dresden nach Berlin

Dresden – Berlin mit dem Fahrrad 2006: Seit über 3 Jahren fahre ich mit dem Auto zu meiner Freundin nach Dresden. Vor ca. 2 Jahren ist der Wunsch entstanden diese Distanz mit dem Fahrrad zu fahren. Catrin ist für sportliche Aktivitäten immer zu begeistern und so beschlossen wir im September zu starten. Wir entschieden uns von Dresden nach Berlin zu fahren, weil laut Auskunft von Catrin es Richtung Berlin immer Bergab geht. Hm, hatte während dieser Fahrt nicht so den Eindruck von Bergab. 🙂

Ich hatte Glück mit dem Einkauf von Ausrüstung für diesen Trip. Die Firma Globetrotter hatte gerade ein Sonderangebot an Fahrradtaschen von Ortlieb. Noch schnell ein paar Ersatzschläuche für unsere Fahrräder. Der Rest an Werkzeug und Kleidung war vorhanden.
Die Fahrräder waren in Ordnung. Zumindest dachte ich das…! Denn auf der Fahrt tauchte plötzlich mein altes Problem mit dem Rad auf. Mein linkes Pedal hat sich wieder gelöst. So kam bald der erste Stopp an einer Baustelle an der Elbe noch in Dresden. Eine Junge Dame (Bauarbeiterin) half mir mit Werkzeug aus. Nach kurzer Zeit war aber wieder das gleiche Problem da. Also zum nächsten Baumarkt geradelt. Catrin ist zum Bäcker hinein (Kaffee und kleines Frühstück) und ich habe mir Werkzeug zusammen gesucht und Schraubenkleber. Die Schraube habe ich nun fest angezogen und verklebt. Hoffendlich hält das. Nun kam auch ich zu meinem bereits verdienten Kaffee und Brötchen. Der Kleber hatte jetzt Zeit seiner Pflicht nachzukommen. Frohen Mutes ging es weiter und voller Freude konnte ich feststellen, dass meine Reparatur hielt. Wir kamen in den ersten kleinen Regenschauer und in Meißen an. Kurze Zeit später mussten wir den Elberadweg verlassen und Richtung Norden vordringen. Wir hatten aufgrund der guten Ausbausituation des Radweges kurz überlegt, ob wir vielleicht eher nach Hamburg fahren sollten. Berlin war geplant, Berlin soll es sein. Wir kamen an vielen Pensionen vorbei. Wir überlegten uns, wie weit unsere Tagesetappe sein sollte. Schließlich haben wir beschlossen bis nach Bad Liebenwerder zu fahren. Nach diesem Ort sah es mit Übernachtungsmöglichkeiten eher schlecht aus. 75 km sind wir bis jetzt gefahren. Ich weiß, für manche keine tolle Leistung. Für uns aber eine große Sache. Als wir auf einer Brücke hielten und nach einer Übernachtungsmöglichkeit suchten, wurden wir von zwei Damen angesprochen. Sie empfahlen uns eine Übernachtung in einem Schloss. Hörte sich für uns sehr teuer an. Aber da die Damen gesehen haben, dass wir mit dem Rad unterwegs sind gehe ich davon aus, das sie wissen, dass wir einen schmalen Geldbeutel haben. Wir ließen uns den Weg zeigen und fuhren los. Nach kurzer Zeit standen wir vor „unserem“ Schloss und waren beide voll begeistert. Wir betraten das Gebäude und erhielten die Info, das ein Doppelzimmer mit Frühstück 75,00 EURO kostet. Wir überlegten nicht lange und stimmten zu. Uns wurde das Zimmer gezeigt, welches uns ins reine Entzücken versetzte. Riesen Groß mit einem tollen Badezimmer. Wir machten uns kurz frisch und ginge in die Stadt, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Wir fanden eine sehr angenehme „Kneipe“. Wir aßen gut und preisgünstig. Nach und nach betraten Einheimische das Lokal. Auch wir wurden nett von Ihnen mit einem Klopfen auf unserem Tisch begrüßt. Ach war das gemütlich. Wir nahmen uns noch eine Flasche Sekt mit und verschwanden n unser Schloss. Nach einer guten Nacht und Frühstück mit einem weiteren Paar setzten wir die Fahrt auf unseren Rädern fort. Wir spürten unser ungeübtes Hinterteil schon deutlich. Mal fuhren wir auf der weniger schönen Landstraße, mal durch den Wald. Dort war der Weg manchmal so schlecht, dass man um das Schieben nicht drum herum gekommen ist. Auf einer Landstrasse ist Catrin einmal die Kette vom Antrieb gesprungen. Das sollte die letzte Panne gewesen sein. An einem Stück ging es lange Bergab. Hier trafen wir auch viele Inlineskater. Wir ließen das Rad laufen und freuten uns über jeden Meter, den wir nicht treten mussten. Kurz darauf fuhren wir an Bäumen mit reifen Birnen, Äpfel und Pflaumen vorbei. Wir aßen uns an den freien Früchten so richtig satt. Ach ja, das war schon zünftig! Nach weiteren Kilometern überlegten wir, ob wir bis nach Berlin durchfahren oder noch eine Übernachtung tätigen. Wir entschlossen uns trotz zunehmender Dunkelheit für eine Weiterfahrt. Schließlich passierten wir das Ortsschild „Berlin“. Wir steuerten erst einmal ein Restaurante an, um diesen Erfolg mit einem Glas Wein und gutem Essen zu feiern. Dann suchten wir uns eine S-Bahn um den Rest des Weges schnell zu meiner Wohnung zu kommen. Die letzten Meter mussten aber doch noch weiter mit den Rad zurückgelegt werden. Catrin tat so der Po weh, das sie nur noch im stehen fahren konnte. Stolz auf die erbrachte Leistung ließen wir uns alsbald ins Bett fallen.

Schweden

Herbert wollte noch mal mit dem Kanu und Zelt unterwegs sein. Ich suchte das Internet nach Ideen ab. Bald wurde ich fündig. 14 Tage Schweden auf eigene Faust. Da die Kanus immer mit zwei Leuten bestückt werden, fehlte uns jemand, da wir nur zu dritt sind. Ziemlich schnell viel die Wahl auf Dennis, meinem Neffen. Er brauchte nicht lange überlegen und sagte schnell zu.

Jakobsweg, Pilgern in Spanien

Spanien, Jakobsweg – Sternenweg 2006:
Warum diese Reise?
Man kann eigentlich sagen, dass es eine „Flucht“ aus dem hektischen zivilisierten Alltag ist. Auch gesundheitliche Besserung erhoffe ich mir. Wieder zur inneren Ruhe zu kommen und etwas „dickhäutiger“ zu werden. WegVielleicht auch Gleichgesinnte Menschen zu treffen.
Viele Pilgern diesen Weg aus religiösen oder sportlichen Gründen.

Letztes Jahr (2005) sind ca. 93 000 Menschen diesen Weg gegangen.

Zu laufen sind ca. 800 km. Die Strecke ist sicherlich in 50 Tagen zu schaffen. Ich habe 3 Monate eingeplant. Tour Ende soll am Kap Finsterra (Westküste Spanien) sein. Ich möchte dort ein paar Tage bleiben, damit das Erlebte noch ein wenig nachwirken kann. Mein Rucksack wiegt etwa 10 kg. Ich wollte eigentlich mit weniger auskommen aber…
Den größten Teil meiner Ausrüstung habe ich bei Globetrotter gekauft. Ich habe dort viel Zeit verbracht. Rucksäcke stundenlang durch den Laden getragen, Schlafsack „Probe geschlafen“, Reiseführer ausgesucht, Schuhe etc..
Ich hoffe, das ich nun gut gerüstet bin. Sehr hilfreich war auch die Internetseite www.jakobus-info.de

Am 04. April fahre ich mit dem Auto (eine Mitfahrgelegenheit gefunden bei www.mitfahrgelegenheit.de ) nach Hamburg. Dort übernachte ich bei Freundschaften. Am 05. April geht mein Flug mit Germanwings nach Frankreich, Toulouse. Von dort aus werde ich die Bahn nach St. Jean Pied de Port nehmen. Hier ist eine Übernachtung geplant. Am nächsten Tag soll es dann auf dem Jakobsweg weiter nach Spanien gehen. Gehen ist hier wörtlich zu nehmen. Die nächsten 800 km nur noch zu Fuß!

Landkarte von der Strecke (die LINKS funktionieren leider noch nicht):
http://www.frank-world.de/karte.jpg
http://www.frank-world.de/karte2.jpg

Jede Datei ist ca. 300 KB groß.

Ich habe auch überlegt, für ein oder zwei Wochen in ein Kloster zugehen. Dies schien mir ein guter Ort, um in der Meditation zur inneren Ruhe zu finden. Folgende Antworten habe ich auf meine Anfrage erhalten:

http://www.forumromanum.de/member/forum … threadid=2

Link zum Kloster:
http://www.erzabtei.de/rabanal/index2_esp.htm
Und dann ging es los. Hier meine Etappen:
Saint Jean Pied de Port, Frankreich
06.04.06
26,2 km nach

Roncesvalles
07.04.06
28,6 km nach

Larrasoana
08.04.06 nach
15,8 kmWeg2

Pamplona
09.04.06 nach
17,5 km

Uterga
10.04.06 nach
21,1 km

Lorca
11.04.06 nach
18,0 km

Villamajor
12.04.06 nach
20,5 km

Torres del Rio
13.04.06 nach
21 km

Lograno
14.04.06 nach
20,5 km

Ventosa
15.04.06 nach
17,0 km

Azofra
16.04.06 nach
16,0 km

Santo Domingo de la Calzada
17.04.06 nach
23,5 km

Belorado
18.04.06 nach
29 km

Ages
19.04.06 nach
24,4 km

Burgos
20.04.06 nach
19,5 km

Hornillos del Camino
21.04.06 nach
20,5 km

Zeichen

Castrojeriz
22.04.06 nach
24,5 km

Fromista
23.04.06 nach
19,5 km

Carrion de los Condes
24.04.06 nach
26,5 km

Terradillos de los Templarios
25.04.06 nach
24 km

Bercianos del Real Camino
26.04.06 nach
21,5 km

El Burgo Ranero Reliegos
27.04.06 nach
25 km

Leon Kathedrale
28.04.06 nach
21,5 km

Villdangos del Paramo
29.04.06 nach
30 km

Astorga
30.04.06 nach
21,2 km

Rabanal
01.05.06 nach
26,5 km

Molinaseca
02.05.06 nach
33 km

Villafranca
03.05.06 nach
14 km

Portela
04.05.06 nach
21 km

Hospital da Contesa
05.05.06 nach
28,5 km

Pintin
06.05.06 nach
20,3 km

Ferreiros
07.05.06 nach
21,8 km

Hospital da Cruz
08.05.06 nach
19,8 km

Casanova
09.05.06 nach
21 km

Ribadiso
10.05.06 nach
22,5 km

Pedrouzo
11.05.06 nach
24,5 km

Santiago de Compostela
12.05.06 Pause / 13.05.06 nach
23 km

Negreira
14.05.06 nach
34 km

Olveiro
15.05.06 nach
21,5 km

Corcubion
16.05.06 nach
12,5 km

Finisterre
16.05.06 nach
3,3 km

Cap Finisterre
16.05.06 nach
3,3 km

Finisterre

ENDE!

Gesamtlaufleistung bis 17.05.06 901,8 km am 41. Tag

Hallo,

kurzer Bericht aus Spanien.

In Toulouse Frankreich hat mich erst einmal den Streik der Studenten erwischt, so das der Bus mich nicht bis zum Bahnhof fahren konnte. Im Hauptbahnhof bin ich in den Zug nach Saint Jean Pied de Port gestiegen. Dort abends am 05.04.06 angekommen. Ab in die Herberge. Männer und Frauen schlafen im selben Raum und nutzen die gleichen Duschen. Franzosen sind prima nett. Hatte anderes von denen gehört und somit gedacht. Aber das war hören sagen. Nächsten Tag um 7:30 los über die Pyrinäen. 29 km am Stück, Berg hoch und runter. Völlig fertig am Ziel angekommen. Noch nie hat mein Körper so geschmerzt.

Alle Leute Super nett, egal welcher Nationalität. Ist im Grunde wie auf der Dienststelle meiner ehemaligen Feuerwache. Jeder für jeden.

Die Unterkunft kostet zwischen 3 und 10 EURO am Tag. Tasse Kaffee 0,50 EURO Riesen belegtes Baguette EURO 1,50. Super Preise auf der ganzen Tour. Habe mir ausgerechnet, dass ich mit EURO 20,00 pro Tag auskommen kann.

Die Leute die ich treffe kommen aus Australien, Korea, Österreich, Schweiz, Kanada, Deutschland, Holland etc. Ich bin überrascht, das die meistens bis zum Schluss gehen, also bis Santiago de Compostela.

Man trifft immer wieder bekannte Gesichter, die man aus anderen Begegnungen auf dem Weg kennt. Das ist super angenehm. Dann übernachtet man mal wieder gemeinsam in einer Herberge und die Stimmung ist wie auf einer Klassenfahrt. Alt, jung, Mann und Frau, alle schlafen in einem Raum. Ist ein wenig komisch, aber irgendwann achtet man darauf auch nicht mehr.

Die nächsten Tage soll es regnen. Heute war der erste Tag mit Regen. Die Wege sehen aus, als wenn eine Kuhherde bereits vor einem hier war. Der Weg ist völlig aufgewühlt. Der Schlamm klebt unter dem Schuh und ist extrem rutschig.Wald

Ein wenig Sonnenbräune habe ich auch bekommen. Aber nur auf der linken Seite, da ich ja nach Westen gehe. Schon witzig
Heute bin ich mal in einem Hotel abgestiegen. Wollte mal in Ruhe auf einem Klo sitzen und lange heiß Duschen. Rucksack komplett ausräumen und neu sortieren. Wäsche mal von einer Waschmaschine waschen lassen und nicht mit meiner Handwäsche den Dreck in der Wäsche verteilen. Mich mit einer richtigen Decke zudecken und ohne Ohrstöpsel schlafen.

Ich kannte es nur vom Hören und Sagen, das man auch evtl. mit Angriffen von Hunden zu rechnen hat. Mir ist es inzwischen passiert. Es waren fünf und ich ganz alleine. Zum Glück hat er nur in meinen Gehstock gebissen, den ich ihm hingehalten habe. Hab schon lange nicht mehr solch eine Angst gehabt. Werde versuchen Pfefferspray zu bekommen.

Inzwischen haben sich meine Befürchtungen bewahrheitet. Ich habe Flöhe. Jeder der mit mir in der einen Herberge war, ist betroffen. Wenn man reinlich ist, sollen diese wieder alleine weggehen. Na wir werden sehen.

Floh Bisse hatte ich bis jetzt nur an den Beinen. Inzwischen haben die sich zu meinen Armen durchgeknabbert. Dafür lassen sie meine Beine in Ruhe. War wie ein Nadelkissen beim laufen. Kurzum, es ist besser geworden.

Ich bin gestern in Rabanal angekommen. Dort wollte ich evtl. eine Weile im Kloster bleiben. Nun, ich habe es mir anders überlegt. Das Katholische ist nicht die richtige Richtung für mich.

Auf meinem heutigen Weg habe ich gemerkt, dass etwas besonderes in Luft liegt. Ich habe in meinem Reiseführer gelesen, das ich auf einen der charakteristischsten Punkte des gesamten Jakobsweges zu laufe. Aus einem gewaltigen Steinhaufen erhebt sich ein 5 m hoher Eichenstamm, der an seiner Spitze ein Eisenkreuz trägt. Jeder Pilger fügt einen Stein hinzu wenn er mag, und trägt damit zu einer tausendjährigen Pilgertradition bei.

Nun, als ich das Kreuz aus der Ferne sah, nahm ich einen Stein und bat diesen, meine Krankheit aufzunehmen. Ich trug den Stein bis zum Kreuz fest in meinen Händen. Ich bedankte mich bei ihm und legte diesen mit auf den Steinhaufen zu all den anderen.
Nun, das Gefühl danach war unbeschreiblich. Ich habe danach so vieles in mir Gespürt, wie z. B. es wohl früher einmal war, als ich noch gesund war. Welch mit Energie geladener Platz…

Inzwischen nenne ich sieben Blasen an meinen Füßen mein eigen. Meine Lieblingsblase ist leider heute aufgegangen. Sie hat mich tapfer 23 Tage begleitet. Sie war oder ist prächtige 15x20mm groß. Es gibt durchaus bessere. Ich hab es gesehen.

Die Flöhe scheinen mich langsam zu verlassen.Betten

Ich musste vor ein paar Tagen eine Zwangspause einlegen und habe mir ein gutes Hotel gegönnt. Ich hatte drei Tage ein Taubheitsgefühl im linken vorderen Fuß. Ich habe gelernt, Verletzungen schon im kleinen Stadium sofort zu begegnen. Ein Erfolgsrezept, das ich jedem nur weiter empfehlen kann. Das Taubheitsgefühl ist nach den drei Tagen Geschichte, wieder alles okay

Die Zahl meiner Blasen am Fuß erhöhe ich nun auf acht.
Ich habe auch vermutlich den Hauptverursacher gefunden. Meine Schuhe haben von Hause aus Einlegesohlen. Diese gehen an der Seite ein wenig hoch. Dieser Rand hat genau auf diese Stellen gedrückt oder die meisten. Den Rand habe ich nun zum Teil mit einer Schere entfernt. Laufe nun schon den zweiten Tag und denke, dass es viel besser ist.
Seit drei Tagen ist der zu gehende Weg wunderschön.

Ich stehe jetzt immer ein wenig später auf, sodass ich beim Frühstück und auf meiner Wanderstrecke meistens alleine bin.

Mit den Hunden auf dem Weg bin ich weiter auf Kriegsfuss. Zwei Hunde kamen wieder bellend auf mich zu. Wohlwollend habe die Kette gesehen an der sie waren. Habe gehofft, dass diese auch hält. Gut, das ich einen weiten Bogen gemacht habe. Die Kette war bestimmt 10 Meter lang.

Letzte Nacht prima auf dem Land übernachtet. Vom angekündigten Regen bisher nichts zu sehen. Wie schön…

Es sind keine 100 km mehr bis zum Hauptziel Santiago de Compostela. Ein komisches Gefühl das mir auch die Tränen in die Augen drückt. Du willst jeden Tag los, aber eigentlich nie ankommen…
Ich genieße jeden Meter inzwischen…

Bin auch schon gespannt auf das Cap Finisterre. Dort soll es nach Santiago de Compostela hingehen. Dort werde ich das Meer sehen und das Ende meines Weges nach Westen.

Ich habe gestern in Casanova übernachtet. Ich war der erste und musste im Haus gegenüber nach dem Schlüssel fragen. Ich sammelte erst einmal meine ganze Wäsche und wollte diese mal wieder von einer Fachkraft waschen lassen. Ich fand auch eine prima Waschmaschine. Wie schön es war, wieder saubere Wäsche zu haben. Ich meine richtig sauber. Meine Handwäsche lässt sehr zu wünschen übrig. Die nächsten 2 1/2 Stunden war ich noch alleine in der Herberge und machte mir langsam Sorgen, die Nacht alleine in einem großen Haus zu verbringen. Ich genoss die Zeit alleine und empfand diesen Tag als einen Urlaubstag. Ich weiß, hört sich komisch an, ist aber so. Später sind noch 4 Leute eingetroffen. Mitunter kam Sam aus England an. Wir unterhielten uns prima. Die Nacht war auch prima ruhig. Dieser Platz war sehr spezial. Am nächsten Morgen dann wieder alleine los. In der nächsten Bar traf ich dann Bekannte, mit den ich in ST Jean Pied de Port losgegangen war…

Ich bin in Santiago de Compostela angekommen. Vor Santiago war es möglich die Stadt von einem Hügel aus zu sehen. Das war ein sehr ergreifender Augenblick! Der Gang nach Santiago war eher nüchtern. Hochhäuser, Autobahn eben Großstadt. Die Wegweiser leider sehr mangelhaft. Schließlich doch noch die Kathedrale gefunden, wo ich hin wollte. Habe mich für 2 Tage in ein Hostel eingenistet. Wollte mal wieder in Ruhe schlafen. Klein und sauber und nur ein paar Meter neben der Kirche für EURO 40,00. Als ich abends auf den Platz vor der Kirche ging, wo sich die Pilger im allgemeinen treffen, war ich sehr überrascht und erfreut. Ich sah viele Bekannte Gesichter. Wir vielen uns in die Arme. Da liefen dann mir die ersten Tränen über die Wangen. Wir haben es geschafft! Es folgte eine große Fotoaufstellung. Anschließend sind wir zunächst was trinken gegangen. Als der Hunger kam, haben wir uns noch ein schönes Restaurante ausgesucht und bis spät in die Nacht super gegessen.
Freue mich aber auch wieder morgen Santiago zu verlassen. Dann geht es weiter nach Finisterre. Noch einmal in 4 Tagen ca. 90 km laufen. Zurück soll es aber dann mit dem Bus gehen.
Am 20.05.06 fliege ich mit RyanAir nach Frankfurt Hahn und von da mit der Bahn zu meiner Schwester. Meine Catrin und meine Mutter kommen auch dort hin. Denn am 21.05.06 wird mein 40. Geburtstag gefeiert.
Darauf freue ich mich riesig!

Gestern am 16.05.06 bin ich in Finisterre angekommen. Ich bin gleich weiter gegangen bis zum Cap Finisterre. Die meisten haben erst einmal ihren Rucksack in der Herberge abgestellt und sind dann zum Cap. Aber das war nicht mein Ding. Ich wollte diesen Weg beenden und das mit meiner kompletten Ausrüstung, wie ich sie die letzten 902 km getragen habe. Es war sehr neblig und man konnte kaum 20 m weit gucken. Es hatte schon den ganzen Tag geregnet. Aber das war mir egal. Ganz im Gegenteil. ich habe mich sehr wohl gefühlt. Habe dann die Küste erreicht. Ich war fast am Ziel. Kaum zu glauben nur noch wenige Schritte…
Ich bin stolz auf meine Leistung. Trotz Krankheit etwas besonderes vollbracht zu haben. Ich kann noch was in der Welt bewegen! Tränen begleiteten mich auf meinen letzten Metern Weg. Angekommen zu sein nach einer harten aber schönen Zeit mit ständigen Herausforderungen.
Schließlich erreichte ich das Cap. Und welche Freude. Das Wetter wurde immer besser. Ich setzte mich erst einmal. Dann suchte ich die Stelle, wo traditionsgemäß die Pilger gebrauchte verschlissene Sachen verbrannten, um damit ihren Weg zu beenden. Ich fand die Stelle, die sich bei einem Paar Bronzeschuhen befindet. Einen Schuh hat man schon wieder geklaut. Es war sehr windig, so baute ich einen Windschutz aus Steinen um ein gutes Feuer zu machen. Ich wollte, dass mein T-Shirt vollständig verbrennt. Die meistens brennbaren Sachen waren durch den Regen durchnässt. Fand dennoch was trockenes und benutzte div. Taschentücher als Brandbeschleuniger. Ich setzte mich mit meinem T-Shirt noch einmal hin und dachte über das vergangene nach. Dann zündete ich das Feuer an und übergab das Shirt dem Feuer. Das war ein gutes Gefühl. Ich saß da noch eine ganze weile und dachte nach. Stand dann auf und ging zu meinen Rucksack. Man erkennt unter anderem die Pilger daran, dass sie z. B. eine Jakobsmuschel an ihrem Rucksack befestigen. Das habe ich in St. Jean Pied de Port auch getan. Nun, da die Reise als Pilger beendet ist, nahm ich diese ab und packte sie in den Rucksack. Das wars…Feuer

Ich ging dann irgendwann in die Stadt Finisterre zurück, suchte mir ein Hotel (EURO 15,00 die Nacht). Der Nebel hatte sich inzwischen völlig verzogen und man hatte eine prima Aussicht!

Ich freue mich auf die Rückreise am Samstag. Bis dahin habe ich weiterhin Pilger getroffen, die ich vom Weg her kannte. Sitze oft am Strand und denke über die letzten Wochen nach…

Euer Eric