Gähn! Was für ein schöner Frühlingsmorgen! Jetzt noch ein wenig die Pfötchen strecken und dann mal gucken, was mein Büchsenöffner macht. Ich springe von der Couch im Wohnzimmer hinunter. Noch einmal richtig den Körper gestreckt. Vordertatzen nach vorne und mein Hinterteil richtig in die Höhe gedrückt. Ach, tut das gut! Taps, Taps geht es weiter Richtung Schlafzimmer. Im Flur angelangt, gucke ich noch kurz ins Badezimmer. Da steht eine alte beige Kiste. Der Rand ist so hoch, das ich ohne Anstrengung hinein tapsen kann. Ich halte mein Näschen hinein und merke schnell, das ist von gestern und lehne ab. Geschäfte mache ich später. Beim Gehen schüttele ich noch ein paar kleine Steinchen aus meinen Pfötchen und setze meinen ursprünglichen Weg Richtung Schlafzimmer fort. Dort sehe ich, wie sich die Bettdecke hebt und senkt. Verdammt, hier ist noch Nachtruhe. Ich hole tief Luft und schreie aus vollem Halse, so wie es nur Siam Katzen tun können. Der dritte Schrei hat Erfolg. Ich höre laute, negative Worte aus dem Schlafzimmer. Das ist mir egal. Die sind ebenso heftig wie mein negatives Gefühl in meinem Magen. Ich setze noch ein jämmerliches Miau nach und gucke zurück in das Zimmer, aus dem ich gekommen bin. Die Bettdecke wird zur Seite geworfen. Ich wusste sofort, was ich zu tun hatte. Mein kuscheliges lange Ende nach oben strecken, ein dezenter Buckel, mit meinem lieblichsten Schnurren meine Liebenswürdigkeit hervorheben und zu guter letzt um die Beine streichen, die mir gerade entgegen kommen. Nach dem gemeinsamen Ankommen in der Küche höre ich das vertraute Klackern. Ich halte vor Aufregung den Atem an. Dann kommt dieser liebliche Duft und schmeichelt meiner Nase. Plitsch, platsch, das Näpfchen ist gut gefüllt. Noch ein kurzer Blick nach oben.
Danke, du bist mir der liebste Büchsenöffner.
In Gedenken an „Sascha“.
* 1985
+ 2005